99. Jahrestag des Leninschen Komsomol in Orscha am 29.10. 2017
Auf diesen Tag waren wir schon sehr gespannt. Mit zwei Bussen ging es nach Orscha, unsere Gruppe und dazu vierzig Komsomol-Veteranen aus dem Gebiet Witebsk.
An der Kreisgrenze gab es im Regen einen Stopp auf einem Parkplatz und für uns eine große Überraschung – einen Empfang wie für Staatsgäste. Wir wurden offiziell durch die Stadtverwaltung mit Brot und Salz empfangen. Ein kleines weißrussisches Ensemble sprang aus einem Kleinbus und begrüßte uns mit drei belarussischen Liedern und Tänzen. Schnell wurden auch wir mit in den Tanz einbezogen. Leider machte der sich verstärkende Regen dem lustigen Treiben ein rasches Ende.
In die Stadt fuhren wir ganz staatsmännisch mit Polizei-Eskorte bis zur Kreisverwaltung (das sollte später noch eine Rolle in der Rede von Rolf Sukowski spielen).
Wir wurden vom Leiter des Kreises Orscha begrüßt. Er stellte uns die Stadt als einen der größten Eisenbahnknotenpunkte in Belarus, als Industriestandort, aber auch als Lebensmittelproduzent vor. Von Letzterem konnten wir uns bei der reichlichen Produktausstellung mit vielen Brot-, Käse- und Wurstsorten sowie Milchprodukten selbst überzeugen. Alles war zum Kosten gedacht und schmeckte vorzüglich. Wir langten auch reichlich zu.
Im Saal der Kreisverwaltung gab es dann ein offizielles Treffen der Delegationen mit der Leitung des Kreises. In den Reden wurde an Beispielen die Arbeit der Komsomolzen in den Organisationen der Sowjetunion dargestellt und gezeigt, welche Eigenschaften junge Komsomolzen für sich erwarben. Sowohl Komsomol als auch FDJ waren für viele „Schulen des Lebens“.
Heute sind die damals jungen Komsomolzen Veteranen des Komsomol.
Besonders stolz war Soja, ehemalige Komsomolsekretärin, dass die Idee unserer Zeitreise real wurde und heute Menschen verschiedener Länder und Generationen diesen Jahrestag gemeinsam begehen. Ihr besonderer Dank galt deshalb Hagen Weinberg und Sergej Galuso, die durch ihre Arbeit diese Reise erst ermöglichten. Beide erhielten dafür aus den Händen von Soja als Auszeichnung eine Urkunde. Hagens wurde durch ein Leninabzeichen von uns noch ergänzt.
Von uns sprachen neben Hagen Weinberg auch Frank Mende, Rolf Sukowski und Klaus Baldauf. Alle berichteten über eigene Begegnungen mit Komsomolzen , über die vergangene Zusammenarbeit und unsere gegenwärtigen Projekte.
(Rolf griff in seiner Rede nochmals das Geleit mit der Polizeieskorte in die Stadt auf. Er machte daran den Unterschied der gesellschaftlichen Verhältnisse von Belarus und der BRD deutlich. In Belarus geleitet die Polizei die Veteranen des Komsomol vor deren Bussen in die Stadt. In der BRD fährt die Polizei hinter den Bussen der FDJ-Veteranen her, um zu beobachten was die „Alten“ anstellen.)
Wir beendeten diesen Teil des Tages mit einer gemeinsamen Kranzniederlegung am Lenindenkmal der Stadt Orscha.
Nach einer kurzen, interessanten Stadtrundfahrt ging es in den „Leinenladen“. Hier konnten wir die Produkte des Leinenkombinates vom Geschirrtuch, über Tischdecken bis hin zu Kleidern, Jacken und Anzügen nicht nur bewundern, sondern auch kaufen. Ich glaube, es gab keinen aus der Reisegruppe, der nicht „zugeschlagen“ hat. Viele Weihnachtsgeschenke waren dabei. Selbst Hagen hat auf Anhieb einen passenden Anzug für sich erstanden.
Danach begann der zweite Teil der Feierlichkeiten zum 99. Komsomolgeburtstag im Klubhaus der Eisenbahner. Hier erwartete uns ein festliches Programm mit Musik, Gesang und spritzigen Tänzen sowie Videoeinblendungen zu Orscha.
Der gemeinsame Gesang der Lieder „Drushba – Freundschaft“ und des Weltjugendliedes in Deutsch und Russisch weckte bei vielen Erinnerungen an die gemeinsamen Jahre im Jugendverband, ob FDJ oder Komsomol, und erinnerte uns an unsere Träume von einer friedlichen Welt über Ländergrenzen und Ozeane hinweg, von der wir zur Zeit leider weit entfernt sind.
Es ging unter die Haut, mancher kämpfte mit Tränen!
Der Tag klang mit einem festlichen Essen, vielen Trinksprüchen und gemeinsamen Tänzen aus. Sprachbarrieren gab es dabei keine mehr.
Am Morgen noch unbekannt, verabschiedeten wir uns am Abend als gute Freunde voneinander.
Christa Dannehl