Allgemeines
Das Projekt fand im Eurocamp am Helenesee in Frankfurt (Oder) statt und dauerte 14 Tage. Die teilnehmenden Jugendlichen kamen aus Frankreich, Polen, Bulgarien, Weißrussland, Finnland und Deutschland.
Sie begegneten sich unter dem globalen Motto "AKTIV für Europa“. Unabhängig von Herkunft und Religion war es ihnen möglich, fremde Kulturen kennen zu lernen. Darüber hinaus konnten bereits vorhandene theoretischen Kenntnisse und bereits gemachte Erfahrungen aufgefrischt, vertieft, praktisch gelebt, und ausprobiert werden. Es bestanden für die Jugendlichen viele Gelegenheiten, Toleranz und Akzeptanz gleichzeitig zu erfahren und zu leben. Die Teilnehmer lernten in interkultureller Freizeitatmosphäre viel über andere Nationen und Kulturen und dadurch auch über sich selbst. Globales Denken und Handeln, Weltoffenheit und gegenseitiges Verständnis wurden auf diesem Wege gefördert und gefordert. Unser Ziel bei diesem Projekt war es, bei und mit den Teilnehmern ein europäisches Bewusstsein entwickeln zu helfen. Dazu sollte den Jugendlichen ihr Platz in der Europäischen Union verdeutlicht werden.
Video Sommercamp 2009
Alle durchgeführten Aktivitäten, wie die Workshops, die Ausflüge und die sportlichen Wettbewerbe dienten dem Ziel, den Jugendlichen aus den Ländern die Möglichkeit zu geben, im engen Zusammenleben die Notwendigkeit von Toleranz und Akzeptanz zu erfahren und sich gleichzeitig mit "Werkzeugen" für die praktische Umsetzung auszurüsten. Die Jugendlichen "probten" das Zusammenleben, erfuhren Gemeinsamkeiten und Unterschiede und lernten dabei, sich gegenseitig genau so zu akzeptieren. Damit wurde erreicht, dass sich die Jugendlichen für ein friedliches Miteinander in Europa interessieren und Verantwortung für seine Gestaltung zu übernehmen lernen.
Damit die Jugendlichen darüber hinaus Besonderheiten der gastgebenden Region kennen lernten, in der sie zwei Wochen verbrachten, fanden Tagesexkursionen nach Berlin und in den Spreewald statt.
2. Aktivitäten
Am 18.07.2009 kamen im Laufe des Tages alle Gruppen an und wurden vom Kompetenzteam (Gruppe der Jugendlichen der Stadt Frankfurt (Oder)) empfangen. Nach der Aufteilung in die Zimmer (gemischte nationale Belegung) und der Erledigung von Formalitäten (Versicherungsschutz, etc.) wurde das Gelände des Eurocamps besichtigt und auch der Helenesee gezeigt. Nach dem Abendessen um 18:00 Uhr klang dann der Abend mit einer "karibischen Nacht" in angenehmer Atmosphäre aus.
Am Sonntagvormittag wurde die Jugendbegegnung durch das Hissen der Länderfahnen eröffnet. Dann begann die dreitägige Konferenz "Zukunftswerkstatt - unsere Stadt im Jahre 2020“.
Am Mittwoch wurde der Vormittag in verschiedenen Klein-Workshops verbracht, wo sich die Jugendlichen je nach Interesse zuteilen konnten. So z. B. der Trommelworkshop und der Tanzworkshop. Die Methoden, mit denen gearbeitet wurde, ergeben sich aus den Workshops selbst: Tanz, Musik, Malen, Diskussion, gemeinsamer Austausch von Erfahrungen.
Am Nachmittag fanden dann die Freizeitaktivitäten statt, z. B. die erste Rad- und Kanu-Tour oder Kreativworkshops (Malen und Zeichnen, Korbflechten). Weitere Angebote wurden im Bereich Spiel und Spaß angeboten. Hier sollten die Jugendlichen einfach "ohne Arbeitsauftrag" miteinander Spaß haben und sich gemeinsam bei verschiedenen sportlichen Aktionen betätigen und ihr "Miteinander" vertiefen.
Am Abend fand dann der erste Länderabend (Finnland) statt. Hier stellten die finnischen Jugendlichen ihr Land und dessen Besonderheiten vor. Ebenso wie kleine Spiele, Musik und kleine Kunstgegenstände. Diese Länderabende wurden von allen Gruppen vorbereitet und (verteilt innerhalb der zwei Wochen) an den Abenden präsentiert. Sie haben geholfen, den anderen Gruppen einen Einblick in das Leben der jeweiligen Jugendlichen zu geben. Es wurden auch viele Fragen gestellt, die sich auf spezielle Gegebenheiten des Landes bezogen, die auch für die Präsentierenden nicht immer leicht zu beantworten waren. Es ist durch diese Methode auf jeden Fall gelungen, die Teilnehmer neugierig auf die Menschen andere Länder zu machen.
Am Donnerstag waren in Frankfurt (Oder) die Frankfurter Sportspiele, an welchen auch "unsere" Jugendlichen teilnahmen. Die Jugendlichen bildeten nach Interessen Mannschaften im Volleyball, Street-Soccer, Tischtennis oder Streetball und nahmen dann an Turnieren teil. Diese waren mit Teams aus Frankfurter Jugendlichen durchsetzt, so dass auch hier ein breiter Austausch stattfand, nicht nur auf sportlicher Ebene, sondern eben auch im Gespräch mit Frankfurtern. Am Nachmittag konnten die Teilnehmer Frankfurt auf eigene Faust, unter sachkundiger Begleitung der Mitglieder des Kompetenzteams, erkunden.
Am Samstag stand der Vormittag unter dem Besuch von Frankfurts Zwillings- und Partnerstadt Slubice. Hier hatten sich Jugendliche aus Slubice darauf vorbereitet, ihre Stadt zu präsentieren. Anschließend gab es natürlich auch etwas Zeit zum Kennenlernen des Slubicer Basars. Hier konnten die Jugendlichen erkennen, wie dicht zwei Städte in unterschiedlichen Ländern zusammenwachsen können und wie wichtig die grenzübergreifende Kooperation ist. Es gab viele Gespräche über diese Zusammenarbeit, über verbindende und (noch) trennende Argumente, aber auch über die mitunter hinderliche Sprachbarriere zwischen den Gestaltern.
Am frühen Abend fand im Eurocamp dann der festliche Höhepunkt der Begegnung statt: Das Sommerfest. Alle Jugendlichen hatten sich feierlich herausgeputzt und eine Vielzahl von Gästen war auf dem Gelände anwesend. Nach der Eröffnung und den Grußreden wurde das Länderbuffet eröffnet. Hier wurden typische Gerichte aus allen Teilnehmernationen präsentiert. Neben dem Bühnenprogramm und der Diskothek wurde auch eine Stelzenlauf-Performance des Kompetenzteams vorgeführt und gemeinsam die Polonaise getanzt. Gerade das Sommerfest trägt auch immer wegen seiner gelösten Atmosphäre viel zum Dialog zwischen den Jugendlichen, aber besonders zwischen den Jugendlichen und den Frankfurter Bürgern bei. Dieses Fest hat auch eine intensive generationsübergreifende Wirkung. Auf jeden Fall wird hier der Dialog europäischer Bürger gelebt. Man spricht gemeinsam über Erfahrungen und Zukunftserwartung und über eigene Verantwortung für die Gestaltung der Prozesse.
Am Sonntag wurde ein Strandsportfest durchgeführt. Hier sind die Jugendlichen bei verschiedenen Strandspielen gegeneinander eingetreten. Es hat allen sehr viel Spaß gemacht.
Am Montag fand ganztägig der letzte Tag der Workshops Trommeln, Tanzen und "Wir reißen Mauern ein" statt. Anschließend wurde ein großes Sportfest durchgeführt.
Am Dienstag begann der Tag sehr zeitig. Berlin stand auf dem Plan. Neben der Führung durch den Reichstag mit einem Vortrag in englischer Sprache, standen auch thematische Stadtrundgänge (Mauer, Ost- und West, Museumsinsel,...) und der Besuch des Holocaust-Mahnmals auf dem Plan. Es gab natürlich auch etwas Freizeit, um die großzügigen Einkaufsmöglichkeiten der Stadt zu erkunden.
Am Mittwoch besuchten wir den Spreewald und machten natürlich auch eine Kahnfahrt. Für viele Jugendliche war dies das erste Mal. Gerade hier konnte man noch einmal auf die Besonderheiten der sorbischen Traditionen hinweisen, welche als Minderheit in Deutschland leben. Das rief Gespräche über Minderheiten in anderen Ländern auf, wie z.B. die Lappen in Finnland oder den Okzitaniern in Frankreich. Später ging es dann in das Kloster Neuzelle. Hier wurde über die Geschichte und Technik des Bierbrauens informiert, aber auch das Kloster vorgestellt, welches seit vielen Jahren immer weiter restauriert und ausgebaut wird.
Am Donnerstag wurde vormittags um den Helenesee gewandert. Hier konnte man noch einmal beim gemütlichen Gehen die letzten Tage Revue passieren lassen. Die Gelegenheit wurde auch genutzt, um die Länderprogramme zum Abschluss noch einmal durchzusprechen. Zurück im Camp, wurden diese dann auch abschließend geprobt.
Um 15:00 Uhr fand dann eine große Auswertungsrunde statt, in der jeder die Möglichkeit bekam, die Begegnung zu evaluieren. So wurde die Organisation gelobt, die Vielfalt der Angebote, die Auswahl der Themen und die freundliche Art aller Teilnehmer. Es gab natürlich auch Minuspunkte, die jedoch ausnahmslos im Bereich der Essensversorgung lagen. Hier waren vor allem die Teilnehmer aus Frankreich, welche die mediterrane Küche gewohnt sind (und auch das späte Essen) etwas betrübt. Um 18:00 Uhr Abendessen war ihnen einfach zu zeitig.
Am Abend wurden dann im Rahmen des Abschlussabends die Programme der einzelnen Länder gezeigt. Jede Gruppe hatte sich für diesen Abend etwas einfallen lassen, um ihn unvergesslich zu machen. So wurden Volkstänze getanzt, Sketche gespielt und viel gelacht und umarmt. Gemeinsam wurde dann von einem Teilnehmer jeder Delegation die im Workshop errichtete Mauer aus Schuhkartons unter stehenden Ovationen endgültig eingerissen. Als letzter Programmpunkt wurden dann die Flaggen der Teilnehmerländer eingeholt. Hier flossen reichlich Tränen, aber es wurde auch viel getröstet. In diesen Minuten konnte man sehr deutlich sehen, wie stark die Gruppe in den wenigen Tagen zusammen gewachsen war.
Am Freitag war dann der Abreisetag. Unter Tränen und Winken wurden die Teilnehmer nach und nach verabschiedet, bis nur noch das Kompetenzteam im Eurocamp war. Doch wir freuen uns auf die nächste Jugendbegegnung, auf alte und neue Freunde und auf Besuche in den Partnerstädten. Europa ist groß, doch bei Projekten wie diesem, schrumpft es auf wenige Quadratmeter zusammen und zeigt sich von all seiner Pracht.
Workshop „Wir reißen Mauern ein!“ – „We are breaking walls!“