Am 6. Dezember 2021 jährt sich zum 30. Mal die Unterzeichnung des Städtepartnerschaftsvertrages mit Witebsk, der Frankfurter Partnerstadt in Belarus.

WitebskAusstellung die AnfängeEr setzte eine gefühlte Städtepartnerschaft seit Ende der 60er Jahre fort, die zwar auf einer Vereinbarung über Zusammenarbeit zwischen den SED-Parteikomitees des Bezirkes Frankfurt (O) und der KPdSU des Gebietes Witebsk basierte, die aber insbesondere von Begegnungen über gegenseitige Besuche mit jährlichen Freundschaftszügen und Freundschaftsgruppen lebte, die viele Frankfurter und Witebsker einbezog. Die Kooperation von Jugendtourist und Sputnik führte dazu, dass alle Jugend-Reisegruppen aus dem Bezirk Witebsk bei Reisen in die DDR Frankfurt (Oder) besuchten, umgekehrt bei Reisen in die Sowjetunion auch Witebsk besucht wurde. Dies wird mit der Ausstellungstafel „Die Anfänge“ gewürdigt.

Der Beschluss über den von der Verwaltungsspitze vorgeschlagene Vertrag wurde folgerichtig im Sommer 91 einstimmig gefasst.

Als Reaktion auf die Demokratiebewegung in Belarus Sommer 2020 in Folge der offensichtlichen Wahlmanipulierungen bei gleichzeitigen coronabedingten Reiseeinschränkungen hat der Arbeitskreis Witebsk in enger Abstimmung mit dem Frankfurt-Slubicer Kooperationszentrum bereits Oktober 2020 die heute wiedereröffnete Ausstellung gestaltet. Nach Präsentationen in der Magistrale und im Packhof musste in Folge der 2. Coronawelle die Ausstellung der Öffentlichkeit vorenthalten werden.

LOG AA

LOG SDPZCSC LogoUmso mehr freuen wir uns, dass nun im Rahmen des Förderprogramms "ZUZAM - RAZEM - RAZAM" der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit aus Mitteln des Auswärtigen Amtes aus dem Programm CIVIL SOCIETY COOPERATION gleich drei Ausstellungen durchgeführt werden konnten.

Auftakt war am 26.10.21 im Slubicer Kulturhaus SMOK eine Veranstaltung mit und für die Deutsch-Polnische Seniorenakademie in Zusammenarbeit mit der ARLE gGmbH, wo Witebsk als Wiege der Avantgarde gewürdigt wurde. Anlässlich der Eröffnung in der Wandelhalle des Kleist Forums am 05. November 21 wurde in Verbindung mit der Ausstellungseröffnung auch thematisiert, dass unser im Rahmen dieser Städtepartnerschaft erworbenes Know How als Potential für die Frankfurter Bewerbung als Standort des Zukunftszentrums für Europäische Transformation eingebracht wird. Am 06 Dezember, 30 Jahre nach Vertragsunterzeichnung am 6.12.1991, wird in Witebsk eine russische Variante dieser Ausstellung im Museum für Moderne Kunst eröffnet, der wir auch von hier aus online bewohnen können.

WitebskAusstellung Ansichten WitebskStädtepartnerschaften zeichnen sich aus durch das Engagement der Zivilgesellschaften und sind deshalb ein geeignetes Mittel, unbeirrt von den politischen Rahmenbedingungen Beziehungen zu pflegen und Werte zu vermitteln.

Beim Betrachten dieser Ausstellung wird die Vielfalt der gemeinsamen Aktivitäten in beiden Städten sehr deutlich. Besonders angenehm, dass wir immer unsere Städtepartnerschaften immer als gemeinsames Anliegen in unserer Europäischen Doppelstadt Frankfurt (Oder)-Slubice verstanden haben, immer trilaterale und multilaterale Partnerschaftsarbeit gestaltet und gelebt haben.
Auf einige inhaltliche Aspekte möchte ich hier dennoch Ihr Augenmerk legen:

·         Zwei Tafeln zeigen die Partnerstadt Witebsk mit aktuellen Ansichten insbesondere der wiedererrichteten, grundrenovierten und somit im alten Glanz wiedererstrahlten Gebäude im Zentrum der Partnerstadt und Impressionen während im europäischen Maßstab bedeutenden Kultur- Festivals Slavjanskij Basar.

·         Zwei weitere Tafel geben Einblick auf die Protestbewegungen Sommer 2020, die auch in unserer Partnerstadt deutliche Zeichen gesetzt haben.

·         WitebskAusstellung VerträgeDie Tafel Städtepartnerschaftsvertrag und weiterführende Vereinbarungen sollen deutlich machen, dass verbindliche Dokumente für die kontinuierlichen Zusammenarbeit sehr förderlich sind.

·         Seit 1992 entsandte das Technische Hilfswerk als humanitäre Hilfe regelmäßig Hilfstransporte nach Belarus, vor allem nach Witebsk, unterstützt von der Frankfurter Feuerwehr, der AWO und weiteren Partnern und begleitet durch die Stadtverwaltung. Dabei wurde Material aus Beständen der gesamten Bundesrepublik und Spenden der Bürger überbracht.

·         Ziel der Hilfsaktionen waren insbesondere die durch die Tschernobyl-Katastrophe geschädigten Kinder. Sie wurden zwar in die relativ sichere Zone des Witebsker Gebietes umgesiedelt, blieben aber fortan ohne die notwendige medizinisch-prophylaktische Betreuung.

·         Um diesen Kindern Kuren zu ermöglichen, wurde Ende 1996 die Aktion „Kraniche“ initiiert, an der sich alle Frankfurter Wohlfahrtsverbände beteiligten. Mit jeweils 120 DM wurden 50% der Kosten für den dreiwöchigen Aufenthalt eines Kindes in einem Sanatorium im unbelasteten Gebiet im Kreis Witebsk aufgebracht und der Staat Belarus verpflichtete sich, den Rest zu begleichen.

·        WitebskAusstellung Aktion Kraniche Der Verein Frankfurter Brücke e. V. koordinierte und kontrollierte mit großem ehrenamtlichem Engagement und mit Hilfe von motivierten ABM-Kräften diese Aktion. Patenschaften
entstanden, Gesundheitsakten und Korrespondenz der Kinder wurden übersetzt und an die Paten übergeben. Betroffene Kinder wurden zu Hause und während ihrer Kur besucht. Der leitende Kinderarzt „unseres“ Sanatoriums informierte die Spender und Paten in Frankfurt (Oder) und nahm an der Oderlandmesse teil, auf der die „Aktion Kraniche“ der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde. Schirmherrin dieser Aktion wurde Frau Dr. Ingrid Stolpe und das Ehepaar Stolpe nahm persönlich an einer Präsentationsveranstaltung in der Dresdner Bank teil.

·         Bis 2001 wurden so über 500 Kuren ermöglicht.

·         Die Brandenburger Freundschaftsgesellschaft in Regie von Herrn Klatt setzte zeitweise die Tradition fort und aktuell leistet noch heute SODI, der Solidaritätsdienst International e. V., notwendige Hilfe. Dabei spielt vor allem auch die Aufklärung vor den Folgen der Nutzung von Kernenergie eine bedeutende Rolle. Diesem Thema wurde auf einer weiteren Tafel vorgestellt.

·         Auf zwei Tafel wird das Sommercamp der Partnerstädte vorgestellt, welches sich zum wichtigsten Städtepartnerschaftsprojekt der Stadt Frankfurt (Oder) etablierte. Mehrere Jahre waren junge Gäste aus allen Partnerstädten zu Gast. Ständige Teilnehmer kamen aus Nîmes, Witebsk, Gorzów, Slubice (Gemeinde und Kreis) und Heilbronn. Für die Betreuung der Gäste wurde anfangs ein Frankfurter Gastgeberteam etabliert. Daraus entstand bald ein Frankfurt- Slubicer Gastgeberteam. Seit 2009 ist das Frankfurt-Slubicer Kompetenzteam in Trägerschaft der Pewobe gGmbH verlässlicher Partner bei der Vorbereitung und Durchführung des Sommercamps und vieler anderer internationaler Jugend- Aktivitäten unserer Städte.

·         WitebskAusstellung Gruppen auf Slavjanski BasarWitebsker Kulturgruppen nahmen regelmäßig an den Frankfurter Stadtfesten teil. Auch schon bei den 12 Frankfurt-Slubicer Oderfesten traten sie in beiden Städten und auf der Stadtbrücke auf. Diese Tradition wurde beim Brandenburg Tag und bei den Hansestadtfesten fortgesetzt.

·         Gleich drei Kulturgruppen bereicherten den Markt der Partnerstädte anlässlich der 750- Jahr- Feierlichkeiten, dies und Impressionen vom 23. Hanse Tag mit Teilnahme der Hansestadt Witebsk zeigt eine weitere Tafel.

·         Zwei Tafeln berichten von 20 Jahre Schüleraustausch - abwechselnd 16 Schüleraustausche wurden gemeinsam organisiert zwischen dem Otto-Brenner-Gymnasium, ab 2008 dem Städtischen Gymnasium Nr.1 „Karl-Liebknecht“ und dem Witebsker Gymnasium Nr.1
Projektleiter: Karin Skowronek (Russischlehrerin) und Valentina Trofimowna Schirokowa (Direktorin)

·         Dem Thema Slavjanskij Basar widmen sich drei weitere Tafeln:

·         Frankfurter Teilnehmer nahmen, die der Partnerstadt ermöglichte, Auftrittschance gern war:
o             Blues On 1999-2001 in Witebsk, oft gemeinsam mit der Witebsker Rockband Voksal
o            Kati Karney gewinnt 2. Platz beim Grand Prix 2001

o            An den Wettbewerben für Kinder und Jugendliche nahmen das Akkordeonorchester Fröhliche Musikanten und die Fanfarengarde Frankfurt an der Oder e.V. teil

·        WitebskAusstellung Echo SB 2003 Die belarussischen Tage wurden ein beeindruckendes Wochenende auf dem Europagarten 2003 auf der Insel Ziegenwerder
In Regie von Peter Heinrich, Technik-Mitarbeiter der MuV, hatte dieser seine Herzensangelegenheit zu einem kulturellen Höhepunkt verwirklicht!
Zwei Busse aus Witebsk mit den Stars des Slavjanskij Basar, unter Leitung von Rodion Bas, des legendären und leider viel zu früh verstorbenen Direktor des Slavjanskij Basar, dem Kindertheater und einem Handwerkermarkt reisten für ein verlängertes Wochenende in die Partnerstadt. Tausende Besucher erlebten abwechslungsreiche Tagesprogramme und eines faszinierendes Showprogramm. Auf einer würdigen Abschlussveranstaltung im Ratskeller erhielten alle Darsteller Ehrendiplome (was für die Gäste äußerts wichtig war), die Gruppe VOKSAL spielte zum musikalischen Finale.

·         2010 gestaltete Frankfurt (Oder) mit Unterstützung des Slubicer Chors Adoramus einen Deutschen Tag währen des Slavjanskij Basar: Neben Konzerten in der Philharmonie und auf der Stadtbühne fanden die Fotoausstellung von Winfried Mausolf & russischsprachig die Ausstellung über Heinrich von Kleist „Reise durch Europa“ statt. Zu einem Absolvententreffen des Sommercamps kamen von bisher 140 Teilnehmern immerhin 75, ein gutes Potential für die weitere Vertiefung der Städtepartnerschaft!
Interessierte Schulabsolventen wurden über die Möglichkeiten eins Studiums an unserer Viadrina informiert.

·         Zwei weitere Tafeln berichten über die Zusammenarbeit Frankfurter und Witebsker Künstler mit abwechselnden Ausstellungen in beiden Städten.

·       WitebskAusstellung Sommerkunstschule  2014 fand die trinationale Sommerkunstschule für Kinder und Jugendliche in den Räumen der VHS und des SMOK in Slubice nach dem Vorbild der Chagall- Sommerkunstschulen in Witebsk und Polotzk statt. Die belarussischen Jugendlichen schliefen im Eurocamp und agierten in drei gemischten Seminargruppen unter Anleitung belarussischer Kunstlehrer und Pädagogen des SMOK.

·         Frankfurt (Oder) war Veranstalter der 8. Deutsch-Belarussischen Städtepartnerschaft Konferenz. Im Oktober 2015 wurde als ein Ergebnis im Eurocamp die erste deutsch-polnisch-belarussische Jugendstädtepartnerschaftskonferenz organisiert.

·         Eine Tafel stellt die Zusammenarbeit der Europauniversität mit Hochschulen in Witebsk, insbesondere des ASTA und durch die Stadtverwaltung vermittelte Praktikumsplätze in Witebsk dar. Dabei unterstützte ein Praktikantenteam die im Rahmen eines TACIS City Twins Projektes zum Thema Wirtschaftsförderung zusammenarbeitenden Experten bei der Standortanalyse und Erarbeitung einer ersten SWOT- Analyse für Witebsk.

·         Die Zusammenarbeit der Senioren mit treffen in beiden Städten wird auf einer weiteren Tafel dargestellt.

WitebskAusstellung 19 Sport·         Mit dem Engagement von Stefan Köber im Arbeitskreis Witebsk wurde auch die Sportzusammenarbeit deutlich belebt. Es gab Sporttreffen, vornehmlich mit Boxern, sowohl in Frankfurt (Oder) wie auch in Witebsk. Die vor Corana bisher letzte Delegation Frankfurter Boxer 10/2019 erlebte die Möglichkeiten des Austausches: Für die Sportler war es eine wichtige Erfahrung, sich international messen zu können und damit eine gute Vorbereitung auf die deutschen Meisterschaften zu erhalten. Aber vor allem auch die vielen Kontakte und lebendigen Eindrücke, beim Training, in der Wettkampfhalle, in der Sportschule der olympischen Reserve – ähnlich ausgerichtet und ausgestattet wie unsere Sportschule, im Trampolinsportpalast, die Besichtigung des Museums der Kunstschule von Marc Chagall, die Besichtigung des Sport- und Kulturzentrums mit persönlichen Konzert der Gruppe ALTANKA, eine einfühlsame und kurzweilige Stadtrundfahrt durch Witebsk geführt durch unseren langjährigen Partner und Freund Sergej Galuso. Es war sehr angenehm, überall das Interesse für weitergehende Sportbegegnungen, verbunden auch mit sprachlichem und kulturellem Austausch zu spüren.

·         Die vorerst letzte Tafel stellt eine noch viel zu wenig genutzte Möglichkeit dar, Belarus mit besonderem Schwerpunkt Witebsk zu besuchen: die besondere Reise 2017. Hier lebt die alte Partnerschaft zwischen Jugendtourist und Sputnik fort, denn die Akteure Hagen Weinberg und Sergej Galuso sind bis heute der Zusammenarbeit treu geblieben und wichtige Partner für unsere Partnerschaftsarbeit.

Mein besonderer Dank gilt dem Arbeitskreis Witebsk, der sich stets in die Gestaltung unserer lebendigen Städtepartnerschaft eingebracht hat und die mit dieser Ausstellung auch umfassend dokumentiert hat. Zu den monatlichen Treffen werden Interessenten und vor allem auch junge Mitstreiter gesucht. Die im Rahmen dieses Projektes aufgefrischte Homepage www.frankfurt-oder.eu
berichtet auch über die Aktivitäten des Arbeitskreises. Diese Ausstellung ist sein Beitrag, die gute Tradition unserer gelebten Städtepartnerschaft zu dokumentieren und Zuversicht zu vermitteln.

Klaus Baldauf

 

 

 

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