Am 28.10. wurde die Ausstellung des Arbeitskreis Witebsk "Wir leben unsere Städtepartnerschaft ... trotz ..." im Packhof eröffnet. Ein Besuch der Ausstellung ist zur zeit schwer möglich, deshalb werde täglich ein neues Plakat vorstellen mit einiger Hintergrundinformation.
Die Bezirke Frankfurt (Oder) und Witebsk pflegten schon seit Ende der 60- er eine Partnerschaftsbeziehung, die oft als Städtepartnerschaft bezeichnet und von den Menschen auch als solche verstanden wurde.
Freundschaftszüge brachten "verdienstvolle Werktätige" jeweils in den Partnerbezirk, wo durchaus viele Bürgerbegegnungen stattfanden, Besuche von Kolchosen und Betrieben mit Besichtigung der Produktionsstädten und anschließendem zünftigen Essen nach russischem Brauch, vielseitige Kulturprogramme sorgten für kurzweilige Aufenthaltsprogramme und oft anhaltende Freundschaften entstanden.
Auch der Komsomol und die FDJ schlossen sich dieser Parteiinitiative an, organisierten eigene Jugendfreundschaftszüge und vor alllem ein weitreichendes touristisches Programm, koordiniert durch Sputnik und Jugendtourist. So wurde das Jugendtouristenhotel in der 17.-19. Etage des Oderturms vor allem von sowjetischen Komsomolzen belegt, und da insbesondere aus dem Partnerbezirk Witebsk. Rundreisen durch die DDR gingen obligatorisch durch Frankfurt (Oder), ein Touristenaufkommen, von dem man heute noch schwärmen könnte.
Ich persönlich machte meine erste Witebsk- Bekanntschaft 1978, als ich als Betreuer Dolmetscher für die Kulturgruppen des Freundschaftszuges eingesetzt wurde, die zur 725- Jahrfeier nach Frankfurt (Oder) anreisten.
Neben Besichtigungen und Freundschaftstreffen wurden viele Auftritte für das verdienstvolle Tanzensemble "Lavonicha" organisiert und auch am Jubiläumstag nahmen meine Tänzer aktiv am Festumzug und Rahmenprogramm teil. Wer solche Begegnungen nicht persönlich kennengelernt hat, wird schwerlich nachvollziehen können, welche freundschaftlich- herzliche Verbindung zwischen Gästen und Gastgebern entstanden ist. Zwar war ich bis zur Wende niemals in Witebsk, aber immerhin hatte ich in der Folge noch mehrmals die Möglichkeit, als Betreuer/ Dolmetscher Witebsker Reisegruppen zu betreuen.
Diese Erfahrungen waren sicher Voraussetzungen dafür, dass ich gleich 1990 im Amt des Beigeordneten für Internationale Zusammenarbeit bestrebt war, diese gewachsene Beziehung in eine echte Städtepartnerschaft einfließen zu lassen. Ein Kongress in Biberach für deutsch-sowjetische Partnerstädte, zu dem auch Frankfurt (Oder) und Witebsk eingeladen waren, half die Kontakte zum Witebsker Bürgermeister aufzubauen; ein Besuch des Frankfurter Rathauses auf der Heimfahrt und Gespräche auch mit Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Denda schufen die Grundlage, dass ein Städtepartnerschaftsvertrag vorbereitet werden konnte.
Einstimmig stimmten die Frankfurter Abgeordneten für diese Städtepartnerschaft, die Dezember 1991 unterzeichnet wurde.
Klaus Baldauf